Seit 2011 arbeitet die Galerie Fred Jahn direkt mit dem Nachlass des deutschen Bildhauers Michael Croissant zusammen. Dieses Mandat wurde im Mai 2017 von der neugegründeten Galerie Jahn und Jahn übernommen. Geboren 1928 in Landau in der Pfalz und 2002 in München gestorben, verbrachte der Künstler einen großen Teil seines Lebens in der bayerischen Landeshauptstadt.
Bevor Croissant Mitte der 1970er Jahre in Zeichnung und Skulptur zu seiner so typischen, geometrisch reduzierten Formensprache gelangte, war er im Informell zu Hause. Obgleich dieser Begriff eine problematische Kategorisierung für seine skulpturalen Frühwerke darstellt, die sich häufig an Naturformen orientieren und diese zu amorphen Gebilden wandeln, findet sich kaum eine treffendere Stilbezeichnung für das Frühwerk des Künstlers.
Thematisch widmet sich der Künstler in dieser „informellen“ Werkphase der fünfziger bis frühen siebziger Jahre Naturformen und der menschlichen Figur im weitesten Sinne – und dies manchmal auch vor dem Hintergrund der Mythologie, wie beispielsweise in Arbeiten zu Ganymed und Laokoon. Ein weiterer bedeutender Themenkomplex sind Croissants Darstellungen von Insekten, Meerestieren und Tierschädeln. Aus Bronze gegossen, die Oberfläche stark zerklüftet und matt dunkel, offenbaren sie ihre besondere, raue Materialität. Zerfurchte Außenhaut und ihre Allansichtigkeit fördern das Geheimnis ihrer Wirkung im Spiel von Licht und Schatten.
Vergleichbares gelingt dem Künstler in seinen Zeichnungen, in denen sich expressive Schraffuren – oft mit Graphit – zu kontrastreichen Formgerüsten verdichten. Licht und Schatten, Inhalt und Leere, Reduktion und Fülle sind nur einige Begriffe, mit denen Croissant seine Möglichkeiten auslotet, eine spannungsvolle Balance zwischen formaler Reduktion und spiritueller Verdichtung herzustellen.
Ab den 1970er Jahren wandelt sich Michael Croissants Stil radikal, indem er sich auf die essenziellsten Erscheinungsformen eines Körpers konzentriert und ihn mittels einem geometrischen Formenrepertoire darstellt. Jegliche Unebenheit, deren Schattenspiel zuvor im Fokus stand, ist eliminiert. Die Oberfläche ist glatt und wird maximal durch eine Schweißnaht der bronzenen Skulptur durchbrochen oder durch das Aneinandersetzten der Einzelteile. Mit dieser forcierten Gliederung wirkt der Künstler der Abstrahierung entgegen, so dass einzelne Elemente als Körperteile lesbar sind. In seinen Collagen und Papierarbeiten, die parallel zum bildhauerischen Schaffen entstanden, greift er dies zeichnerisch auf und erschafft ein umfangreiches Œuvre, das vom Künstler zu Lebzeiten gerne in Ausstellungen eingebunden wurde, um ihren engen Bezug zu den bildhauerischen Ausstellungsstücken zu zeigen.
Vita
1928
Michael Croissant wird am 7. Mai in Landau in der Pfalz geboren
1942
Beginn einer Steinmetzlehre in Landau in der Pfalz
1943—1945
Besuch der Schule des deutschen Kunsthandwerks in Kaiserslautern
1946—1948
Besuch einer privaten Kunstschule in München
1948—1953
Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei dem Bildhauer Toni Stadler
1955
Stipendium des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie
1962
Verleihung des Kunstpreises der Stadt Darmstadt
1964
Förderpreis der Landeshauptstadt München für Bildende Kunst
1966
Auszeichnung mit dem Hans-Purrmann-Preis
1966—1988
Michael Croissant wird Professor an der Städelschule in Frankfurt am Main
1972
Er wird Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München und ist außerdem Mitglied der Darmstädter Sezession
1978
Er erhält den Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz
1993
Er wird mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet
2002
Michael Croissant stirbt am 21. September in München
Selected Solo Shows
2021
Skulpturen und Zeichnungen – Jahn und Jahn, München
2018
Skulpturen und Zeichnungen – Galerie Maier, Innsbruck
2015
Michael Croissant. Frühe Bronzen und Zeichnungen – Galerie Fred Jahn, München
Galerie Maier, Innsbruck
2013
Michael Croissant. Arbeiten auf Papier und Skulpturen – Galerie Fred Jahn, München
2012
Michael Croissant. Arbeiten auf Papier der 1960er und 1970er Jahre – Galerie Fred Jahn, München (in den Räumen in der Münchener Residenz)
2011
Michael Croissant. Zeichnung und Plastik – Museum Moderner Kunst Wörlen, Passau
Galerie Biedermann, München
Galerie Ohse, Bremen
2009
Galerie Rothe, Frankfurt am Main
Karl & Faber, München, in Zusammenarbeit mit Galerie Fred Jahn, München
2006
Michael Croissant. Skulpturen und Zeichnungen aus dem bisher nicht gezeigten Nachlaß des Künstlers – Galerie Orangerie-Reinz, Köln
Michael Croissant. Skulpturen, Collagen und Zeichnungen – Galerie Koch, Hannover
2005
Michael Croissant. Köpfe 1950–2002 – Museum Lothar Fischer, Neumarkt i. d. OPf.
2004
Rathausgalerie, München
Galerie Meyer-Ellinger, Frankfurt am Main
Michael Croissant. Skulpturen – Galerie Orangerie-Reinz, Köln
Galerie Ohse, Bremen
2003
Michael Croissant (1928–2002) – Georg-Kolbe-Museum, Berlin
2002
Galerie Appel, Frankfurt am Main
Michael Croissant. Plastiken, Zeichnungen, Collagen – Galerie Biedermann, München
2001
Galerie Wack, Kaiserslautern
2000
Im Dialog I - Michael Croissant – Darmstädter Stadtkirche
1996
Michael Croissant. Skulpturen – Galerie Orangerie-Reinz, Köln
Galerie Valentin, Stuttgart
1995
Galerie Biedermann, München
Kunstverein Ludwigshafen
1994
Michael Croissant. Skulpturen – Galerie Orangerie-Reinz, Köln
1991
Kunstverein München, München
Galerie Ohse, Bremen
1990
Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main
Pfalzgalerie Kaiserslautern
Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl
Kunstverein Ludwigshafen
Galerie Wack, Kaiserslautern
1988
Galerie Biedermann, München
Maramatsu Gallery, Tokio
Galerie Pels-Leusden, Berlin
Galerie Rothe, Heidelberg
1984
Galerie Biedermann, München
Galerie Wentzel, Köln
1982
Galerie Ohse, Bremen
Michael Croissant. Plastiken und Zeichnungen – Kunstverein Bremerhaven
Kunstverein Ludwigshafen
1979
Galerie Biedermann, München
1978
Landesmuseum Kassel, Neue Galerie, Kassel
1977
Galerie Marion Grcic-Ziersch, Wuppertal
Galerie Rothe, Heidelberg
1974
Galerie Günther Franke, München
1972
Städtisches Museum Simeonstift, Trier
1965
Galerie Appel und Fertsch, Frankfurt am Main
1964
Kunsthalle Darmstadt, Darmstadt
1963
Galerie Günther Franke, München