

























Aluminium, Edelstahl und Digitaldruck
129 x 15 cm
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Der Ausstellungstitel „Diverse Karten“ suggeriert nicht nur verschiedene Interpretations- und Kombinationsmöglichkeiten, sondern ruft unterschiedliche Assoziationen hervor: So lässt sich neben Redewendungen rund um das Wort „Karten“ beispielsweise an ein Spielblatt denken oder auch an topografische oder territoriale Karten. Darüber hinaus kann der Titel als eine Referenz an die Materialvielfalt Olaf Metzels verstanden werden, der in seinen Werken verschiedene Printutensilien, darunter Flyer, Plakate, Zeitungs- und Magazinausschnitte oder Plattencover, verwendet und diese unter anderem zu Aluminium-Skulpturen verarbeitet. Interrelationen und Kausalitäten, wie sie ebenfalls bei Karten im Allgemeinen eine Relevanz haben, sind dabei von zentraler Bedeutung, so auch bei einem Vermittlungsprojekt zur Ausstellung „Gruppendynamik“ (seit 2021) im Lenbachhaus München, im Zuge dessen ein Interventionsglossar in Form von farbigen Karten entstanden ist, die Metzel in der titelgebenden Skulptur exemplarisch aufgreift. Mit Schlagwörtern wie „Weißsein“, „Post_koloniale Theorie“, „Gender“, „Toxic masculinity“ oder „Kunstkanon“ spiegelt er zeitgenössische Diskurse wider. Gleichzeitig reflektiert Metzel immer wieder das Kunstsystem sowie die sich verändernden Ausstellungskontexte.
Ob kritisch, süffisant oder provokant: Metzel nimmt stets die Zeit mit ihren Erscheinungen und Geschehnissen in den Blick. Er bewertet die Signifikanz der von ihm ausgewählten Motive neu, indem er Kunst, Politik, Alltag, Medien und Populärkultur gleichberechtigt nebeneinanderstellt. Allein die in der Ausstellung gezeigten Werke weisen Bezüge zur Malerei von Nicolas de Staël, Mathieu Kassovitz‘ Film „La Haine“ („Hass“, 1995), Aretha Franklins Lied „Respect“ (1967) oder eben Spielkarten auf. Metzel druckt die aus Wort und Bild bestehenden Motive auf Aluminiumplatten, die er anschließend verbiegt, staucht, zerknüllt oder fächerartig bearbeitet. Form und Format, wie in ihrem ursprünglichen Medium angelegt, werden aufgehoben – das Verhältnis zwischen Original und Reproduktion, Zufall und Gestaltung, Text und Bild, Farbigkeit und Schwarz-Weiß neu verhandelt. Während einige skulpturale Bereiche aufgrund von Faltungen verdeckt bleiben, rückt Metzel andere Details bewusst in den Fokus und verleiht ihnen durch bildhauerische Mittel eine besondere Tiefe.
Der Künstler offeriert nicht nur neue Blickachsen und Querverweise, sondern schärft den Blick für aktuelle gesellschaftspolitische Themen, die er radikal und kompromisslos umsetzt. Die in der Ausstellung präsentierten Arbeiten „Kiew 2014“, die Metzel 2015 infolge der blutigen Auseinandersetzungen auf dem Maidan-Platz schuf, entfalten mit ihren beschossenen Fahrzeugen eine bedrückende Wirkung. Der beklemmende Eindruck verstärkt sich im Zusammenspiel mit dem schwarz-weiß gehaltenen Werk „Wir Flüchtlinge“ (2018), das den gleichnamigen Text von Hannah Ahrendt (1943) beinhaltet, sowie der neuen, kargen Ausführung einer „Sammelstelle“ (2022) – ein Motiv, das Metzel bereits 1992 im Zusammenhang mit der Situation jugoslawischer Flüchtlinge künstlerisch auslotete. Obwohl die Werke mit Ausnahme des Letzteren aus vorherigen Jahren datieren, werden sie – vor allem angesichts des Ukraine-Krieges – mit dem Hier und Jetzt in Verbindung gebracht.
Olaf Metzel (1952 geb. in Berlin, lebt und arbeitet in München) lehrte fast drei Dekaden an der Akademie der Bildenden Künste in München, wo er von 1995 bis 1999 Rektor war. Das Werk des vielfach ausgezeichneten Künstlers, der zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland hatte, befindet sich in bedeutenden internationalen Museen und Sammlungen: unter anderem Museum Ludwig, Köln; Kunstsammlung NRW, Düsseldorf; Hamburger Kunsthalle; Pinakothek der Moderne, München; Neues Museum, Nürnberg; Kunsthalle Bremen; Staatliche Museen zu Berlin (Kupferstichkabinett); Staatsgalerie Stuttgart; Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt; Kunstsammlung Munich Re, München; ZKM, Karlsruhe; Sammlung Falckenberg, Hamburg; Collezione Sandretto Re Rebaudengo, Turin; die Mobiliar, Bern; Vehbi Koc Stiftung, Istanbul; The Margulies Collection, Miami. Metzel kuratiert Ausstellungen, veröffentlicht Beiträge in Magazinen und Zeitungen und ist Herausgeber zahlreicher Publikationen.
Es ist Jahn und Jahn eine besondere Freude, erstmals eine Einzelausstellung des Künstlers in den Galerieräumen zu präsentieren.