Nature is natural, led by the growing of itself, unpredictable and beyond compare.
A raw onyx block from Mexico – a raw onyx block from Turkey.
I listen to past gusts of wind while facing the future.
I challenge myself and that which drives me towards the unknown and unforeseeable,
the raw stone, which only just about reveals the mystic potential, hidden at
the core, articulating the stone along the way towards magic, while uncovering
the color tracks of time.
As if I could explain the impossible!
Every “result” is not only an answer to a practical task, set for oneself.
Rather, it is an intuitive concentrated condition in the universe of the instant
which makes it a “piece”.
Kirsten Ortwed, 2020
Organische Formen und fließende Linien charakterisieren die in der Ausstellung „Head Turned“ präsentierten Skulpturen der dänischen Bildhauerin Kirsten Ortwed. Obgleich die Werkgruppen „Possible Result of a Crafty Noise“ und „Turning Time“ aus massivem Onyx bestehen, suggerieren die Arbeiten Bewegung und Transformation, was sich sowohl in den farblichen Veränderungen des Gesteins als auch im künstlerischen Akt selbst widerspiegelt. Prozesse der Entstehung und des Werdens sind ein wichtiger Bestandteil in Ortweds Werk.
Die Künstlerin experimentiert mit diversen Materialien, die entsprechend ihrer Eigenschaften die Formsprache der Skulpturen definieren. Bronze, Holz, Stahl oder Stein finden dabei ebenso Verwendung wie Wachs, Glas oder Aluminium. Zwar macht sich Ortwed das Prinzip des Zufalls zu eigen; gleichzeitig sind ihre Arbeiten jedoch sorgfältig konzipiert und ausgeführt. Darüber hinaus zeichnet sich das Werk durch ein hohes Maß an Selbstreferentialität aus: Ortwed nutzt nicht nur Elemente früherer Skulpturen für neue Werke und setzt wiederholt Verfahren der Zusammensetzung und Demontage ein, sondern kehrt das Verhältnis zwischen Negativ- und Positivform um. In „Possible Result of a Crafty Noise“ greift sie beispielsweise auf Gussformen zurück, die sie – in Referenz an einen Meteoritenregen über der norwegischen Stadt Moss – für ein großes Skulpturen-Projekt ("14-7-2006") im öffentlichen Raum produziert hat. Es entstehen neue Kontexte und Bedeutungen, die auch durch das Verhältnis zwischen Skulptur und Umgebung bestimmt werden. Materialität, Form, Raum und Zeit sind zentrale Parameter in Ortweds künstlerischem Kosmos. Gleichermaßen legt die Bildhauerin großen Wert auf mehrdeutige Titel, die – wie „Turning Time“ – weitere Denkanstöße für das Werk geben, ohne jedoch die Offenheit der Interpretation zu limitieren.
Kirsten Ortwed (geboren in Kopenhagen, seit 1982 ansässig in Köln und später in Pietrasanta, Italien) hat Dänemark 1997 auf der Biennale von Venedig vertreten und zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum realisiert, darunter "Til Raoul Wallenberg" (1998-2001) in Nybroviken/Stockholm, "The Gate" (2017) für die Universität Kopenhagen und "Reflektor" (2019-2020) für das Reichskrankenhaus Kopenhagen (Riget). Die Künstlerin wurde mit diversen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit der Thorvaldsen-Medaille (2002) und dem Carl Nielsen and Anne Marie Carl-Nielsen Award (1998), einer der höchsten Auszeichnungen für zeitgenössische dänische KünstlerInnen. Ihre Arbeiten befindet sich in bedeutenden Sammlungen, so beispielsweise im Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, Statens Museum for Kunst Moderna Museet und Magasin 3, Stockholm, Centre Georges Pompidou/Musée National d'Art Moderne, Paris, in der Staatlichen Graphischen Sammlung, München, Kunsthalle Mannheim, Mannheim, und im Neuen Museum Weserburg, Bremen. Ortweds erste Einzelausstellung bei Fred Jahn fand 1982 statt. Seitdem wurde ihr Werk in der Galerie mehrfach gezeigt.
Artikel über Kirsten Ortwed von Kristian Vistrup Madsen, Kunstkritikk, 20.11.2020