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Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Aquarell, Bleistift, Buntstift, Collage auf Papier
34,5 x 21 cm
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Aquarell, Dispersionsfarbe auf Leinwand
40 x 30 cm
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Collage, Ölkreide, Bleistift, Aquarell auf Papier
20,4 x 25,1 cm
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Collage, Plakatabriss, Briefumschlag, Acryl, Ölkreide
22.3 x 22.8 cm
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Aquarell und Buntstift auf Papier
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Aquarell, Bleistift auf Papier
36 x 50,9 cm
Opening: Donnerstag, 16. März 2023, 18–21 Uhr
Karl Bohrmann (1928–1998) schuf seit dem 1950er Jahren und über einen Zeitraum von einem halben Jahrhundert ein umfangreiches Œuvre bestehend aus Bildern, Zeichnungen, Collagen und Fotografien. Er arbeitete mit Acryl- und Ölfarbe, Ölkreide, Aquarell und Bleistift auf unterschiedlich farbigen Papieren und auf Nessel. Seine eigenen Collagen und Zeichnungen dienten ihm auch als Vorlagen für seine Bilder. Eigenheiten gefundener Materialien griff er auf. Fundstücke aus Papier unterschiedlicher Art sind als Fragmente in neue Bildgestaltungen integriert. Karl Bohrmanns Werk umfasst mehrheitlich Darstellungen von Landschaften, Interieurs, Stillleben und Aktzeichnungen. Bildsujets sind alltägliche Dinge: Haus, Fenster, Leiter, Lampe, Bett, Tisch, Stuhl, Gefäß, Schiff, Flugzeuge oder andere Flugobjekte. Einer Reihe von motivischen Versatzstücken widmete er eigene Werkblöcke. Mit wenigen Linien und leeren Farbflächen entstanden spielerisch reduzierte Bildfindungen, in denen einzelne Gegenstände und räumliche Kontexte oftmals nur angedeutet sind. Bohrmann bedachte in seinen Arbeiten auch die Position des Betrachters außerhalb des Bildes, indem er zum Beispiel einen dargestellten Bildausschnitt nochmals als solchen im Bild selbst betonte. Vor allem in seinen Collagen setzte er die diversen Eigenschaften der verwendeten Materialien auch bildgestalterisch ein.
Georg Fuchssteiner (geb. 1982), Maler und Graphiker, bewegt sich in seinen Arbeiten auf Papier und Leinwand ebenfalls zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Seine detailreichen Werkkompositionen, ausgeführt in Bleistift, Buntstift, Aquarell, Tusche und um partielle Collagen bereichert, sind präzise und transparent zugleich und erzeugen einzigartige Bildeindrücke. Auch Georg Fuchssteiner ist ein geduldiger Beobachter und nutzt das Potenzial von gefundenen Materialien gerne für seine Arbeiten. Er schätzt zudem den Moment eines glücklichen Zufalls im Schaffensprozess: „Eine stimmige Zeichnung ist wie ein kleines Wunder, wenn es gelingt.“ (1) Formen und Farben verteilen sich scheinbar schwerelos über den Bildträger. Vegetative Strukturen und vereinzelt schemenhafte Figuren tauchen in seinen Bildgefügen auf. Georg Fuchssteiners zart modellierte Bildmotive entziehen sich einer einfachen Deutung, gegenständliche und abstrakte Details teilen vielmehr gemeinsamen eine Bildfläche, nähern sich an und bleiben doch ohne eindeutigen Bezug zur Realität eines Betrachters. Die künstlerischen Arbeiten von Georg Fuchssteiner erzeugen auf diese Weise neue einzigartige meditative Bildmomente voller Leichtigkeit und Poesie.
Die Ausstellung „Karl Bohrmann, Georg Fuchssteiner. Soft Gravity“ bei Jahn und Jahn in München bringt zeichnerische und malerische Werke dieser Künstler unterschiedlicher Generationen in einer gemeinsamen Präsentation zusammen. Georg Fuchssteiners Arbeiten auf Papier und eine Serie von Aquarellmalereien auf Leinwand entstanden zwischen 2016 und 2023. Sie sind nun einer Auswahl von Karl Bohrmanns Arbeiten in unterschiedlichen Formaten aus den 1980er und 1990er Jahren gegenübergestellt. Beide Künstler eint ein geduldiger und sensibler Umgang mit Gestalt und Farbe, ihre Bildmotive entziehen sich gleichermaßen einer konkreten Fixierung in Raum und Zeit. Und beide nutzen auf unterschiedliche Art Sprache zur Selbstreflexion ihrer Arbeit. Karl Bohrmann verfasste zwischen 1972 und 1986 zahlreiche Notizen, in denen er seine Arbeit als Künstler reflektierte. So äußerte er sich beispielsweise 1973: „Auch Bilder sind nicht gemacht, um andere Bilder überflüssig zu machen. Eher sollte man Bilder machen, damit wieder andere Bilder gemacht werden, obwohl und auch weil ein Bild, mehr noch als Worte, den Anspruch des einen Bildes stellt. Auch in dem Maße ist doch ein Bild gut, je mehr es das schöpferische Gefühl weckt, dass dies nur eines von möglichen Bildern ist – jedoch nicht unendlich vielen –, die gemalt werden sollen.“ (2) In Karl Bohrmanns Collagen sind ältere geschriebene Textfragmente auch in neue Bildwerke eingearbeitet. Die Texte werden so, über ihre eigentliche Textaussage hinaus, zu bildimmanenten Gestaltungselementen. Georg Fuchssteiner gibt seinen Bildern wiederum meist Titel, die zwar deskriptiv erscheinen, doch aufgrund ihrer Wortwahl oder Wortkombination eher individuelle Denkprozesse anregen. Er zerteilt das gedruckte Wort auch in einzelne Buchstaben und präsentiert sie dann durcheinander gewirbelt in von ihm neu geschöpften Papieren, die er wiederum als Collagen in seine Bildwerke integriert. Sprache bietet beiden Künstler ein Gestaltungs- und Reflexionspotenzial im Werk selbst und sie dient darüber hinaus der eigenen Selbstvergewisserung.
(1) „Von Konstellationen. Ein Gespräch mit Georg Fuchssteiner“, in: Georg Fuchssteiner. Wasserfarben und Graphit, mit einem Text von F.G.b Scheuer und einem Künstlerinterview geführt von Felicitas Kirgis, Jahn und Jahn, München 2020, S.60.
(2) Karl Bohrmann. Notizen 1972-1986, mit einem Nachwort von Michael Semff, München 2022, S.10.
Karl Bohrmann (Mannheim 1928–1998 Köln), 1947–1948 Kunstschule in Saarbrücken, 1948–1949 Akademie in Stuttgart (bei Willi Baumeister). 1972–1980 Lehrtätigkeit an der Städelschule/Staatliche Hochschule für Bildende Künste, Leiter der Städel-Abendschule; 1985 Mitglied der Bayrischen Akademie der Schönen Künste, München. Auszeichnungen und Preise: 1952–1954 Stipendium des Landes Rheinland-Pfalz; 1957 Kunstpreis der Jugend von Baden-Württemberg; 1958 Pfalzpreis; 1962 Förderpreis Rheinland-Pfalz; 1964 Premio Lugano; 1969 Deutscher Preis der Mostra Biennale Internationale Della Grafica, Florenz; 1976 Kunstpreis Rheinland-Pfalz; 1982 Villa Romana Stipendium, Florenz; 1984 Ehrengast in der Villa Massimo, Rom; 1987 Kunstpreis der Künstler, Düsseldorf. Ausgewählte Einzelausstellungen: 2019 Jahn und Jahn, München; 2018 Richard Hainzmann Museum Niebüll; 2012 Galerie Fred Jahn, München; 2008 Galerie Fred Jahn, München; 2006/7 Sinclair-Haus, Altona Kulturforum, Bad Homburg v.d. Höhe/Staatliche Graphische Sammlung München; 1997 Museum der Stadt Ratingen; 1988 Mittelrheinisches Landesmuseum Mainz; 1980 Städtische Galerie im Lenbachhaus, München; 1973 Landesmuseum Oldenburg; 1954 Graphisches Kabinett Grisebach, Heidelberg.
Georg Fuchssteiner (geb. 1982 in Straubing), lebt und arbeitet in Bogen, 1999–2003 Ausbildung zum Industriemechaniker, 2003–2009 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, 2011 Diplom der freien Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München. Auszeichnungen und Preise: 2005 Kulturpreis der Stadt Straubing; 2007 Fanny Carlita Stipendium; 2008 Jubiläumsstipendium zum 200-jährigen Bestehen der Bayrischen Akademie der Bildenden Künste München; 2011 Senator Bernhard Borst Preis der Stiftung der Kunstakademie; 2018 Kunstpreis der Bayrischen Akademie der Schönen Künste. Ausgewählte Einzelausstellungen: 2020 Bayrische Akademie der Schönen Künste, München; 2020 Jahn und Jahn, München; 2018 Jahn und Jahn, München; 2018 Galerie Sandra Bürgel, Berlin; 2016 Kunstarkaden, München; 2015 Städtische Galerie Gordonhaus, Cham; 2015 Neuer Kunstverein, Regensburg; 2015 Schönewald Fine Arts, Düsseldorf; 2014 Galerie Fred Jahn, München; 2013 Galerie Jahn Baaderstraße; 2012 Galerie Kunst + Kunz, München; 2011 Lothringer 13, München; 2011 Galerie Jahn Baaderstraße, München.
Weiterführende Literatur:
Karl Bohrmann. Notizen 1972–1986, mit einem Nachwort von Michael Semff, Sieveking Verlag, München, 2022.
Georg Fuchssteiner. Hedwig Eberle, mit einem Text von F.G. Scheuer. Kat. Ausst. Bayrische Akademie der Schönen Künste/Jahn und Jahn, München 2021.
Georg Fuchssteiner. Wasserfarben und Graphit, mit einem Text von F.G. Scheuer und einem Künstlerinterview geführt von Felicitas Kirgis, Kat. Ausst. Jahn und Jahn, München 2020.
Karl Bohrmann. Collagen und Arbeiten auf Nessel 1983–1994, mit einem Essay von Siegfried Gohr, Kat. Ausst. Galerie Fred Jahn und Schönwald Fine Arts, Düsseldorf 2012.
Karl Bohrmann. Bilder, Zeichnungen, Collagen 1961–1988, mit einem Essay von Michael Semff, Kat. Ausst. Schönwald Fine Arts, Düsseldorf 2009.
Karl Bohrmann. Innenräume - Außenräume. Zeichnungen 1991–1998, mit Beiträgen von Michael Semff, Johannes Janssen und Andrea Firmenich, Ausst. Kat. Sinclair-Haus, Altona Kulturforum, Bad Homburg v.d. Höhe/ Staatliche Graphische Sammlung, München 2006/2007.